Für die einen steht der 11. Juli im Zeichen des Wimbledon Tennisturnier-Finales, die anderen fieberten dem Tag aufgrund des EURO2020-Finales entgegen. Ich schau(t)e mir diese Verbreitung diverser Virusvarianten nicht an; dafür nutze ich die Zeit, unseren heutigen Besuch des Tower of London revuepassieren zu lassen. Im Gelände des Towers haben Raben einen hohen Stellenwert, denn es hieß, dass das Königreich und der Tower of London fallen würden, wenn die sechs ansässigen Raben jemals die Festung verließen. Ein schönes großes Exemplar hat äußerst geduldig vor einer Kanone für mich posiert. |
Der Tower of London erfüllte verschiedene Funktionen, die sich über die Zeit auch änderten. Die Festung war jedenfalls Symbol königlicher Macht, Lager für Waffen, Produktionsstätte von Münzen, königlicher Palast, Ausstellungsort exotischer Tiere (die sich Adelige und Mächtige aus aller Welt gegenseitig schenkten), und nicht zuletzt Gefängnis und Hinrichtungsort. Unter den hier Geköpften (was ein Privileg für die Adeligen war, im Gegensatz zum Tod am Galgen für das allgemeine Fußvolk) sind auch drei Königinnen - davon gleich zwei Gattinnen des (nach dem, was ich in meiner Zeit in UK über ihn gelesen habe, scheinbar völlig geistesgestörten) Henry VIII, der die Church of England gegründet hat, um sich scheiden lassen und kirchliche Gebäude und Reichtümer einvernehmen zu können.
Man findet hier zwei Arten von Wärtern vor, die Tower Guards (mit den klassischen hohen, schwarzen, fluffigen Bearskin-Mützen) und Yeoman Warders (auch Beefeaters genannt; wie hier mit dem Mädchen in rosa fotografiert). Sie sind für Touris da, aber auch zur Bewachung der Kronjuwelen, die wir uns anschauen konnten. Interessant fand ich hier besonders den Kontrast zwischen strikter Tradition und den modernen Wolkenkratzern im Hintergrund (etwa die spitze Pyramide mit dem passenden Namen The Shard (Scherbe)).
Bei dem überdimensional dicken Buch musste ich an das 1634 Seiten umfassende CETA-Abkommen zwischen der EU und Kanada denken. Tatsächlich handelt es sich um ein 914 Seiten umfassendes Register über Rüstungen und Waffen "in the Armouries and Spanish Weapon House" im Tower of London zwischen 1675 und 1679. Zwei Ausstellungstücke sind mir besonders aufgefallen: zum einen einen Rüstung für ein 5-jähriges Kind!!! Zum anderen, ein spanisches Folterhalsband aus dem Jahr 1588, das wohl auch häuslich Verwendung fand, "um den Hals von schimpfenden oder eigensinnigen Ehefrauen". Man möge sich jetzt meinen Gesichtsausdruck vorstellen, als ich das las!
Bei dem überdimensional dicken Buch musste ich an das 1634 Seiten umfassende CETA-Abkommen zwischen der EU und Kanada denken. Tatsächlich handelt es sich um ein 914 Seiten umfassendes Register über Rüstungen und Waffen "in the Armouries and Spanish Weapon House" im Tower of London zwischen 1675 und 1679. Zwei Ausstellungstücke sind mir besonders aufgefallen: zum einen einen Rüstung für ein 5-jähriges Kind!!! Zum anderen, ein spanisches Folterhalsband aus dem Jahr 1588, das wohl auch häuslich Verwendung fand, "um den Hals von schimpfenden oder eigensinnigen Ehefrauen". Man möge sich jetzt meinen Gesichtsausdruck vorstellen, als ich das las!
Die Kronjuwelen darf man nicht fotografieren. Die hier gezeigten Fotos der Kronjuwelen stammen von der Website "Historic Royal Palaces" und vom "Royal Collection Trust". Die Bilder der Yeoman (Beefeaters) und Kronjuwelen findet man auf dem Fußweg vom Tower zur U-Bahn in der Hay's Galleria von Stephen B. Whatley.
Ich fand es spannend zu erfahren, dass unter Oliver Cromwell, der im 17. Jahrhundert zwischenzeitlich die Monarchie durch eine Republik ersetzte, viele Kronjuwelen eingeschmolzen wurden. Ein Krönungslöffel aus dem 11. Jahrhundert, der bei der Salbung des Monarchen mit heiligem Öl (OMG) verwendet wurde, ist nun wohl das älteste Stück der Sammlung. Die Krone der Queen Mum wollte ich zeigen, da sie den 108,93-karätigen Koh-i-nûr Diamanten trägt, um den sich viele Legenden ranken und der zu den größten der Welt zählt. Die Imperial State Crown kann man dann nicht sehen, wenn Her Majesty Queen Elizabeth II sie gerade braucht - etwa für die Eröffnung des Parlaments. "The Imperial State Crown contains 2,868 diamonds, 17 sapphires, 11 emeralds, 269 pearls and 4 rubies." [HRP] Not too bad, würd ich mal sagen. Das Foto zeigt die heutige Queen bei ihrer Krönung im Jahr 1953. Zur Krönung gehören auch zwei Zepter. Das Zepter mit Kreuz wurde bei jeder Krönung seit Charles II (1661) verwendet und für Georg V. (1910) um den spektakulären Cullinan I-Diamanten ergänzt. Dieser Diamant ist mit 530,2 Karat der größte weiße geschliffene Diamant der Welt. Er ist nur ein Teil des größten jemals gefundenen Diamanten der Welt, der ungeschliffen 3.106,75 Karat (621,35 g) wog und 1905 in Südafrika gefunden wurde. Neben dem Cullinan I-Diamanten am Zepter gibt es noch den Cullinan II-Diamanten (317,4 Karat; 63,48g) auf der Imperial State Crown - und wenn stimmt, was man auf Wikipedia liest, befinden sich die übrigen sieben Diamanten im Privatbesitz von Queen Elizabeth II, die sie von ihrer Großmutter Queen Mary geerbt hat. War sehr beeindruckend, diesen unermesslichen Luxus zu sehen, auch wenn sich natürlich der Magen dabei unweigerlich etwas verkrampft. Man darf definitiv nicht zu viel nachdenken - über Kolonialisierung, Kinderarbeit in Diamantenminen oder Ungleichheit im heutigen Vereinigten Königreich - sonst verfliegt die Begeisterung wie Schall und Rauch.
Ich fand es spannend zu erfahren, dass unter Oliver Cromwell, der im 17. Jahrhundert zwischenzeitlich die Monarchie durch eine Republik ersetzte, viele Kronjuwelen eingeschmolzen wurden. Ein Krönungslöffel aus dem 11. Jahrhundert, der bei der Salbung des Monarchen mit heiligem Öl (OMG) verwendet wurde, ist nun wohl das älteste Stück der Sammlung. Die Krone der Queen Mum wollte ich zeigen, da sie den 108,93-karätigen Koh-i-nûr Diamanten trägt, um den sich viele Legenden ranken und der zu den größten der Welt zählt. Die Imperial State Crown kann man dann nicht sehen, wenn Her Majesty Queen Elizabeth II sie gerade braucht - etwa für die Eröffnung des Parlaments. "The Imperial State Crown contains 2,868 diamonds, 17 sapphires, 11 emeralds, 269 pearls and 4 rubies." [HRP] Not too bad, würd ich mal sagen. Das Foto zeigt die heutige Queen bei ihrer Krönung im Jahr 1953. Zur Krönung gehören auch zwei Zepter. Das Zepter mit Kreuz wurde bei jeder Krönung seit Charles II (1661) verwendet und für Georg V. (1910) um den spektakulären Cullinan I-Diamanten ergänzt. Dieser Diamant ist mit 530,2 Karat der größte weiße geschliffene Diamant der Welt. Er ist nur ein Teil des größten jemals gefundenen Diamanten der Welt, der ungeschliffen 3.106,75 Karat (621,35 g) wog und 1905 in Südafrika gefunden wurde. Neben dem Cullinan I-Diamanten am Zepter gibt es noch den Cullinan II-Diamanten (317,4 Karat; 63,48g) auf der Imperial State Crown - und wenn stimmt, was man auf Wikipedia liest, befinden sich die übrigen sieben Diamanten im Privatbesitz von Queen Elizabeth II, die sie von ihrer Großmutter Queen Mary geerbt hat. War sehr beeindruckend, diesen unermesslichen Luxus zu sehen, auch wenn sich natürlich der Magen dabei unweigerlich etwas verkrampft. Man darf definitiv nicht zu viel nachdenken - über Kolonialisierung, Kinderarbeit in Diamantenminen oder Ungleichheit im heutigen Vereinigten Königreich - sonst verfliegt die Begeisterung wie Schall und Rauch.